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Pianino, «Hundehüttenklavier» FF - f4

Carl Kützing, Bern um 1835

Dieses Pianino gehört zur Gattung der sog. “Hundehüttenklaviere”, so benannt aufgrund der normalerweise durchgehend offenen Nische (franz.: “niche de chien”) unterhalb der Klaviatur. Aufrecht stehende Kleinklaviere dieser Form wurden zuerst in Paris gebaut (z. B. “Roller & Blanchet” 1826). Kützing hat sie zweifellos während seiner Wanderjahre in Paris und Marseille kennengelernt. In Bern arbeitete Kützing zeitweise zusammen mit Flohr und Howard, die solche Pianinos in fast identischer Art herstellten.

Carl Kützing (1798 - 1862) , gebürtig von Ritterburg in Preussen übersiedelte in die Eidgenossenschaft und erhielt 1834 das Bürgerrecht des Kantons Bern. Er war sehr bekannt nicht nur dank der hervorragenden Qualität seiner Instrumente sondern auch als Autor von wegweisenden Schriften: "Das Wissenschaftliche in der Fortepiano-Baukunst" (2 Editionen 1833 und 1844 im Verlag Dalp, Bern, Chur und Leipzig) und beim gleichen Verlag "Beiträge zur praktischen Akusitk..." (1838).
Mechanik
Aufrecht stehende Englische Stosszungen-Mechanik (nach Roller & Blanchet, Paris). Hammerköpfe beledert.

Dämpfung: Unterdämpfung mit Flachdämpfern aus Tuch bis zum d3

2 Pedale, seitlich in der Nische angeordnet: Dämpfungsabhebung (links!); Piano-Register als Moderator mit weichen Lederläppchen.
Masse
Breite: gesamt 1320 mm, Breite des vorstehenden Klaviaturteils 1064 mm. Tiefe: (incl. Klaviatur) 515 mm. Höhe: 960 mm
Klaviaturumfang
FF - f4, 6 Oktaven
Besaitung
Diagonale Parallel-Besaitung

1-saitig ums.. FF - HH
2-saitig umsp. C - F
2-saitig Me blank Fis - c
2-saitig Fe blank cis - e1
3-saitig Fe f1 - f4
Konstruktion
Reine Holzkonstruktion mit starken Balken schräg, parallel mit Saiten angeordnet.
Stimmstock mit Wirbeln oben; Saitenanhang an rechter Seitenwand.
Resonanzboden mit Rippen auf der Vorderseite unter den Saiten.

Vorderteil des Instrumentes mit Klaviatur und Mechanik rechts gebandet und schrankartig zu öffnen.
Holzart
Balkenkonstruktion aus mehrfach verleimtem Tannenholz, Stimmstock vermutl. Ahorn, ebenso Anhangbrett.

Gehäuse in Nussbaum furniert
Gehause
Schmaler Deckel auf Oberseite; Ein darunterliegendes Schutzbrettchen aus Nussbaumholz mit Tuchbespannten Öffnungen. Oberrahmen 1-teilig mit drei offene Felder mit Seidenstoff bespannt ; geschweifte Konsolen links und rechts die vorspringende Klaviatur stützend; 2 Kerzenhalter (moderne Replikate). Unterrahmen mit nicht durchgehend offener "niche de chien" in gotischem Stil.
Signiert
Signatur handschriftlich in Tusche mittig auf dem Resonanzboden unter der Besaitung: C. Kützing à Berne // No 122
Klaviatur
Tastenhebel aus Lindenholz, Vorderstift-Führung. Waagepunkt 116 mm (von vorn gemessen).

Breite gesamt: 980 mm; Stichmass (21 Untertasten) 474 mm
Herkunft aus Nachlass Martin Scholz, Basel